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Digitale Souveränität: Wie der AWS-Ausfall die Abhängigkeit von Cloud-Anbietern offenlegt

#Technik

21. Oktober 2025

Der weltweite Ausfall von Amazon Web Services (AWS) am Montagmorgen hat viele digitale Dienste gleichzeitig lahmgelegt. Für einige Stunden funktionierten Tools, auf die Agenturen und Unternehmen täglich angewiesen sind, nur eingeschränkt oder gar nicht. Zu den betroffenen Diensten zählten u. a. Asana, Bitbucket, Jira, Perplexity, Reddit, Confluence und viele mehr.

Solche Vorfälle verdeutlichen, wie abhängig wir im digitalen Alltag von wenigen großen Cloud-Anbietern geworden sind. Der Ausfall war damit nicht nur ein technisches Problem, sondern auch ein eindrückliches Beispiel für die Bedeutung von digitaler Souveränität – also der Fähigkeit, digitale Systeme und Daten selbstbestimmt zu kontrollieren.

Was am Montag passiert ist: Der weltweite AWS-Ausfall im Überblick

Am Montagmorgen, den 20.10.2025, kam es bei Amazon Web Services (AWS) zu einer massiven Störung. Betroffen war unter anderem der Datenbankdienst DynamoDB in der Region US-EAST-1. Mehr als 80 weitere AWS-Dienste sind von dieser zentralen Komponente abhängig. Das führte dazu, dass weltweit viele Plattformen zeitweise nicht erreichbar waren.

Neben Amazons eigenen Diensten wie Prime Video und Alexa waren auch zahlreiche Anwendungen betroffen, die in Agenturen und Unternehmen regelmäßig genutzt werden. Dazu gehörten Asana, Bitbucket, Jira, Confluence und Docker. Diese Tools sind für Projektmanagement, Versionskontrolle und die Softwareentwicklung essenziell.

Erst gegen Mittag berichtete Amazon, dass die technischen Probleme weitgehend behoben seien. Der Ausfall machte deutlich: Wenn ein zentraler Cloud-Dienst ausfällt, kann das ganze Teams und Projekte weltweit ausbremsen.

Abhängigkeit von globalen Cloud-Giganten: Ein strukturelles Risiko

Viele digitale Angebote basieren auf den Servern von großen Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure oder Google Cloud. Diese Anbieter stellen Rechenleistung, Speicher und Datenbanken bereit, auf die Unternehmen weltweit zugreifen.

Das spart Kosten und vereinfacht den Betrieb, führt aber auch zu einer zentralen Abhängigkeit. Wenn ein solcher Anbieter technische Probleme hat, sind viele digitale Dienste gleichzeitig betroffen. Dieses Risiko wird als Single Point of Failure bezeichnet – also ein einzelner Punkt im System, dessen Ausfall die gesamte Struktur lahmlegt.

Der AWS-Ausfall hat gezeigt, dass selbst die größten und scheinbar stabilsten Cloud-Infrastrukturen anfällig sein können. Für viele Unternehmen war der Montag ein Weckruf.

Digitale Souveränität: Was bedeutet das eigentlich?

Digitale Souveränität ist (zum Glück) endlich ein Thema, welches im aktuellen öffentlichen Diskurs häufig Erwähnung findet, mitunter auch durch die Arbeit und Projekte vom Zentrum für Digitale Souveränität der Öffentlichen Verwaltung (kurz: ZenDiS).
Der Begriff "Digitale Souveränität" beschreibt die Fähigkeit von Einzelpersonen, Unternehmen oder Staaten, digitale Technologien selbstbestimmt zu nutzen und zu kontrollieren. Dazu gehört die Hoheit über Daten, Software und digitale Infrastrukturen.

Wenn alle wichtigen Prozesse und Daten in der Cloud eines US-amerikanischen Konzerns liegen, ist diese Souveränität eingeschränkt. Man verliert einen Teil der Kontrolle über Datenschutz, Verfügbarkeit und Weiterentwicklung.

Digitale Souveränität bedeutet also nicht, alles selbst zu betreiben. Es geht vielmehr darum, bewusste Entscheidungen zu treffen, Abhängigkeiten zu kennen und Alternativen zu schaffen.

Warum Digitale Souveränität für Unternehmen entscheidend ist

Unternehmen sind heute in nahezu allen Prozessen digital vernetzt. Wenn zentrale Systeme ausfallen, kann das den gesamten Betrieb beeinträchtigen – vom Kund:innenservice über Online-Shops bis hin zur internen Kommunikation.

Digitale Souveränität schützt vor solchen Risiken, weil sie Unternehmen unabhängiger macht. Sie stärkt zudem Datenschutz und Compliance, also die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Eine souveräne digitale Strategie kann beinhalten:

So bleibt die Kontrolle über kritische Systeme im eigenen Einflussbereich.

Wege zur digitalen Unabhängigkeit – Alternativen und Strategien

Digitale Unabhängigkeit beginnt mit bewussten Entscheidungen für offene und transparente Technologien. Open-Source-Software spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie ermöglicht es, Anwendungen und Systeme frei zu nutzen, anzupassen und weiterzuentwickeln – ohne an einzelne Anbieter gebunden zu sein. Das schafft nicht nur technologische Freiheit, sondern auch Vertrauen, weil Quellcodes öffentlich einsehbar und überprüfbar sind.

In Deutschland wird dieser Gedanke zunehmend strategisch verfolgt. Mit dem ZenDis fördert die Bundesregierung aktiv den Einsatz von Open-Source-Lösungen in Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Ziel ist es, Abhängigkeiten von internationalen Konzernen zu reduzieren und digitale Kernkompetenzen im eigenen Land zu stärken.

Auch die europäische Initiative GAIA-X geht in diese Richtung. Sie verfolgt das Ziel, eine offene, sichere und vernetzte Dateninfrastruktur für Europa zu schaffen. Dabei stehen Interoperabilität, Transparenz und Datensouveränität im Mittelpunkt – Grundprinzipien, die auch Unternehmen helfen können, ihre digitale Infrastruktur langfristig unabhängiger zu gestalten.

Darüber hinaus gibt es weitere Maßnahmen, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Multi-Cloud-Strategien verteilen die Nutzung verschiedener Cloud-Anbieter, sodass ein Ausfall eines Dienstes nicht das gesamte Unternehmen lahmlegt. Self-Hosting ermöglicht es, kritische Daten und Anwendungen auf eigenen Servern zu betreiben, damit die Kontrolle vollständig im Unternehmen bleibt.

Eine Kombination all dieser Ansätze – Open Source, Multi-Cloud, Self-Hosting und europäische Cloud-Dienste – ermöglicht eine hybride Strategie, die Flexibilität, Sicherheit und Unabhängigkeit gleichzeitig bietet. So lassen sich Ausfälle abfedern, Daten schützen und die digitale Souveränität langfristig sichern.

Unser Fazit – Digitale Souveränität ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit

Der Ausfall von AWS war mehr als nur eine technische Störung. Er war ein Warnsignal dafür, wie stark unsere digitale Welt von wenigen großen Anbietern abhängt.

Digitale Souveränität bedeutet, sich dieser Abhängigkeit bewusst zu werden und aktiv Alternativen zu schaffen. Open Source spielt dabei eine Schlüsselrolle, weil es Unabhängigkeit, Transparenz und Anpassungsfähigkeit ermöglicht.

In Deutschland und Europa gibt es bereits Initiativen, die diesen Ansatz stärken. Das Zentrum für digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung (ZenDis) unterstützt Behörden bei der Umsetzung offener Technologien, während die europäische Initiative GAIA-X eine sichere, transparente und interoperable Dateninfrastruktur aufbaut. Unternehmen können von diesen Entwicklungen profitieren, indem sie ihre Systeme und Daten bewusst unabhängig gestalten.

Wer heute in offene Technologien, europäische Cloud-Lösungen und eigene Infrastrukturen investiert, stärkt nicht nur die Resilienz des eigenen Unternehmens, sondern trägt auch zu einer nachhaltig souveränen, digitalen Zukunft bei.

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